Donnerstag, 15. Januar 2015

Sterben als Chance 2015

Wer seine Arbeitskraft verkaufen muss, bekommt am 16. und 17. Januar 2015 wieder eine Chance. Alle Jahre wieder, dass gilt nicht nur für das Laternenfest, sondern auch für die Bildungs-, Job- und Gründermesse „Chance 2015“. Die Bundeswehr wird sich wieder präsentieren und für das Sterben werben.

„Aufgrund der Tatsache, dass Schüler*innen zur Zielgruppe der „Chance 2015“ gehören, sollte die Bundeswehr auf dieser Messe kein Podium erhalten“, sagt Stadtrat und Linksjugend-Mitglied Marcel Kieslich (DIE LINKE./Die PARTEI)[1].

Eine Lücke im Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention erlaubt es den Vertragsstaaten, auch Freiwillige unter 18 Jahren einzuziehen (Art. 3 Abs. 3 Fakultativprotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten). Von dieser Praxis macht Deutschland gebrauch und lässt bereits 17-Jähige beim Bund antreten.[2] Logisch, dass die Bundesregierung, dieses Vorgehen im Einklang mit geltendem Recht sieht[3].

„Jedes Kind hat ein Recht in Frieden aufzuwachsen und in diesem Sinne erzogen zu werden“ erklärt Marcel Kieslich und ergänzt: „Bundes- als auch Landesregierung sollten vielmehr den Bildungsauftrag aus Art. 29 Abs. 1 lit. d UN-Kinderrechtskonvention erfüllen und Vereine, die sich dem Frieden verpflichtet fühlen, stärken.“[4]

Der Vorstoß von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), ein Werbeverbot für die Bundeswehr an Schulen zu erlassen, geht in die richtige Richtung[5]. Leider ist der Minister eingeknickt und schwächt das Papier ab[6].

An die Adresse von dem Bundestagstagsabgeordneten Tino Sorge (CDU) sei gerichtet, die Bundeswehr müsste ihren Rücken bei Hochwasser nicht krumm machen, wenn zivile Katastrophenkräfte wie das Technische Hilfswerk (THW) eine stärkere Anerkennung erfahren würden[7].

„Kein Werben fürs Sterben“, wird auch 2015 für die linksjugend [´solid] Halle an der Saale eine zentrale Forderung bleiben! Deswegen sollte die Bundeswehr auch auf öffentlichen Plätzen (z. B. Laternenfest) und in Räumen (z. B. Schulen) der Stadt Halle (Saale) kein Podium erhalten. In diesem Sinne: „Bundeswehr weggetreten!“

Sonntag, 11. Januar 2015

Ein Erfahrungsbericht zum Tag der offenen Tür am 10.01.2015 in einer Asylunterkunft in Halles Rubinienweg

(Die Ereignisse der letzten Monate haben das Rassismusproblem in unserer Stadt verschiedentlich deutlich gemacht. Neue Ausbrüche sind in diesem Jahr leider zu erwarten. Vielleicht weniger gegen Roma in der Silberhöhe, sondern gegen Refugees, die auf der Flucht nach Halle kommen. Deshalb war es der Linksjugend ['solid] Halle ein besonderes Anliegen beim Tag der offenen Tür in den neuen Räumlichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen im Rubinienweg anwesend zu sein. Dies ist ein Erfahrungsbericht:)
Am gestrigen Samstagvormittag lud der Wohnungseigentümer eines Mietshauses im Rubinienweg in Halle zum Tag der offenen Tür ein. Hier sollte Anwohner*innen und Interessierten die Möglichkeit gegeben werden, sich die neuen Unterbringungen für Flüchtlinge in diesem Objekt anzusehen und etwaige Fragen zu stellen.
Vor Ort waren neben dem Vermieter, auch Vertreter der Stadtverwaltung, wie der Sozialdezernent, der Leiter des Sozialamtes und die Migrationsbeauftragte der Stadt Halle. Sie bemühten sich den interessierten Bürger*innen, die gekommen waren, Rede und Antwort auf ihre Fragen zu stehen und taten dies nach besten Kräften ausführlich, ruhig und sachlich.
Jedoch sollte es nicht bei einer ruhigen Informationsveranstaltung bleiben. Schon ab zehn Uhr, zu Beginn des Tags der offenen Tür, versammelte sich eine größere Menschenmenge um den Sozialdezernent und belagerte ihn mit Suggestivfragen und wüsten Beschimpfungen.
Den Vertretern der Stadt wurde unterstellt, dass sie nicht umfangreich informieren würden und aus reiner Willkür die Flüchtlinge in der  Nähe der Silberhöhe unterbringen würden.
Es waren sowohl klassische Ängste vertreten wie, dass "die Asylanten [sic] nur Lärm machen", doch wohl "die Kriminalität zunehmen" oder "der allgemeine soziale Friede durch die Asylanten [sic] gestört werden würde". Jeder Form von Relativierung dieser Aussagen oder verständliche Gegenargumente waren dem größten Teil des sich formierten Mobs nicht verständlich zu machen. Diese waren zum Teil nur vor Ort, um Aussagen à la "Ich bin ja kein Nazi, aber ..." zu tätigen.
Argumente von Seiten der Verwaltung, dass u. a.  die Asylbewerber*innen nicht länger als maximal 6 Monate jeweils dort verweilen würden und dann dezentral untergebracht werden sollen, oder dass von dem Geld, welches der Vermieter bekommt, weitaus mehr bezahlt werden muss, als nur die Wohnungen (z. B. auch 2 Sozialarbeiter*innen, Sicherheitsschutz, Instanthaltung, Sanierung und Ausstattung), wurden einfach übergangen und es wurde sich weiter in Rage geredet.
Auftrieb bekam die ganze Auseinandersetzung, als rund 20 in schwarz gehüllte Gestalten von der sogenannten "Brigade Halle" gegen 10:15 Uhr dazu stießen. Sie skandierten laut Aussagen, wie "Die sollen gefälligst dahin zurückgehen, wo sie herkommen sind" und "dieser Zustand ist eine Schande für Deutschland".
Auch bei der Begehung einiger der Wohnungen in dem Objekt vor Ort waren ständig Aussagen zu hören wie, dass es Flüchtlingen hier viel zu gut ginge und die eigene Bevölkerung "vernachlässigt" würde. Dies wurde dann z. B. damit belegt, dass sich Duschen in den Wohnungen befänden. Hier schien wohl einiger Besuch der Ansicht gewesen zu sein, dass eine Dusche in einer Wohnung in Deutschland schon ein hochluxuriöser Einrichtungsgegenstand sei.
Leider sind weder solch eine Atmosphäre noch diese Aussagen überraschend, man sie ernst nehmen, denn sie sind am Ende ein Symptom mangelnder Kenntnis, Reflexion und der eigenen Unzufriedenheit.
Wirklich gefährlich und für die Zukunft nachdenklich stimmend, wurde die Situation vor Ort, als einige Mitglieder der "Brigade" anfingen, Risszeichnung des Objektes anzufertigen und genau die Wohnungen eintrugen, in denen zukünftig Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Kurz bevor die "Brigade" dann gegen 11 Uhr wieder verschwand, sagten einige ihrer Anhänger nur noch "auch hier wird es bald brennen".
Dazu sagt Jan Rötzschke von der Linksjugend ['solid] Halle: "Genau an diesem Punkt wird deutlich, wie stark unterschwelliger aber auch brodelnder Rassismus in unserer Gesellschaft verbreitet ist. Kaum einer der "besorgten Bürger" vor Ort hat sich darum gesorgt, dass es zu kriminellen Handlungen, bis hin zu potenziell tödlichen Anschlägen von Rechts in Halle in naher Zukunft kommen könnte, sondern in der Hauptsache nur darüber, dass das eigene Leben durch vermeintlich "störende Asylanten" beeinträchtigt werden wird.
Wir haben in diesem Land nicht in erster Linie ein Asylproblem, sondern ein Mentalitätsproblem."

Dienstag, 7. Oktober 2014

Die Mondverschwörung - zweiter Kinofreitag im Linken Laden


Wann? 17.10. ab 19 Uhr
Wo? Linker Laden (Leitergasse4, 06108 Halle)


Am 17. Oktober ab 19 Uhr findet der zweite Filmabend der Linksjugend [‘solid] Halle im Linken Laden (Leitergasse 4) statt. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Die Mondverschwörung“. In Anbetracht der letzten Monate in Halle und Deutschland, mit Montags-Friedensdemos und Verschwörungstheorien, haben wir uns diesmal für einen Film entschieden, der sich mit der Problematik Verschwörungstheorie auf amüsant-kritische Art und Weise auseinandersetzt.

Dennis Mascarenas, Chefreporter des deutschsprachigen amerikanischen Fernsehsenders DDC-TV, soll herausfinden, was die Deutschen mit dem Mond vorhaben. Ausgehend von der Frage, wem der Mond denn eigentlich gehört, gerät er bei seiner Recherche-Reise über anfänglich harmlose und teilweise auch rein kommerzielle Spielarten der Mond-Gläubigkeit mit jedem neuen Interview tiefer in eine Parallel-Welt der Esoterik und der Verschwörungstheorien, bis er zuletzt auf die extremen Weltbilder der rechten Esoterik stößt und sich – selbst schon leicht verwirrt – in Neuschwabenland auf die Suche nach angeblich dort vorhandenen „reichsdeutschen Basen“ macht.

Der Reporter führt seine Gesprächspartner – unter anderem Pierre Krebs und Axel Stoll – nicht vor, sondern er hört ihnen mit großem Ernst aufmerksam zu und lässt sich auf ihre Theorien ein. Teilweise stellt er Verständnisfragen, aber er kommentiert und bewertet nicht. Damit entlockt er den Interviewten freimütige Bekenntnisse und lässt seinen Zuschauern doch die Möglichkeit, eine eigene Haltung zu diesen Aussagen zu entwickeln.

Mittwoch, 17. September 2014

DAS VIRTUELLE SCHLACHTFELD - VIDEOSPIELE, MILITÄR UND RÜSTUNGSINDUSTRIE

Vortrag und Diskussion

Referent: Michael Schulze von Glaßer (Politikwissenschaftler, freier Autor, wer mehr über Michael wissen will, dem sei sein Blog (http://michi.blogsport.de/) und sein Youtube-Channel Games'n'Politics (http://www.youtube.com/channel/UCMw0ZqHJ7QCJgFGsOseDYNg) empfohlen)




Wann: Dienstag, 30.9.2014
um 19 Uhr
Wo: Linker Laden
Leitergasse 4





Heutige Ego-Shooter erzählen brisante Geschichten. Oft werden dabei Feindbilder präsentiert und zugleich soldatisches Heldentum und eine zunehmende Militarisierung propagiert. Viele Videospiel-Hersteller kooperieren inzwischen mit Rüstungsunternehmen und dem Militär. Auch die Bundeswehr macht mit, z.B. auf der gamescom. Wir diskutieren über die politischen Inhalte heutiger Kriegsspiele. Dabei werden Hintergründe wie die Verbindungen zwischen Militär, Rüstungsindustrie und Videospielbranche genauer beleuchtet.

Donnerstag, 28. August 2014

Alle Jahre wieder - Bundeswehr weg vom Fest!

Alle Jahre wieder – Bundeswehr weg vom Fest!
Eine Erklärung der Linksjugend ['solid] Halle zur alljährlichen Beteiligung der Bundeswehr am Laternenfest auf der Peißnitz:
Es ist mal wieder Ende August, das heißt für Halle: Laternenfest. Drei Tage Volksfest, Jung und Alt versammeln sich bei hoffentlich schönem Wetter und guter Musik. Und wieder wird die unvermeidliche Bundeswehr auch da sein. Für 1.500 Euro hat die Stadt ihr eine Fläche überlassen, die sie mit Bühne, Versorgungsständen und dem Truck ihres Karrieretreffs füllen will.
Dazu erklärt Dirk Gernhardt von der Linksjugend [‘solid] Halle: „In einem Jahr, in dem Bundespolitiker und der Bundespräsident dem Krieg das Wort reden – verbrämt unter dem Titel der 'internationalen Verantwortung' – sollte man endlich verstehen, dass die Bundeswehr keine Institution wie andere auch ist. Als Veranstalter liegt es bei der Stadt, ob die Bundeswehr hier Präsenz zeigen kann oder nicht. Wie fordern, dass sie in Zukunft diese Möglichkeit nicht mehr hat, so wie wir es auch im Kommunalwahlprogramm der LINKEN stehen haben.“
Wenn man das Jahr über durch Halle läuft sieht man sie immer öfter, die Werbefahrzeuge der Bundeswehr. Dazu Marcel Kieslich (Stadtrat in Halle): „Bei vielen größeren Veranstaltungen kann man der Bundeswehr scheinbar gar nicht mehr ausweichen, ob das nun der jährliche Lionsclub Benefizlauf oder der City Beach-Volleyball Cup in Halle ist, überall Werbung für den Krieg, diese Entwicklung ist mehr als bedenklich. Die Stadt muss diesem Treiben Einhalt gebieten.“

Die militärische Präsenz hat natürlich den Grund, junge Menschen für Auslandseinsätze zu begeistern. Mit Fun-Aktionen und dem Versuch als jung, hip und irgendwie cool zu wirken, aber auch mit dem Versprechen eines „sicheren“ Jobs gelingt es der Armee scheinbar immer mehr junge Menschen anzusprechen.
Massive Werbung ist dabei ein Mittel der Wahl. „Allein wenn man sich die größte Schülerzeitung Deutschlands, den Spiesser ansieht und in jedem Heft riesige Anzeigen der Bundeswehr findet, wenn die Bravo für deren 'Adventure-Games' wirbt, wenn sie eine Fußballmannschaft mit nicht unerheblichen Summen – 453.000 Euro – besticht, läuft einem ein Schauer über den Rücken.“ ,so Dirk Gernhardt, und weiter: „Das alles dient natürlich der Akzeptanzsteigerung der Bundeswehr, ihrer Einsätze im Ausland und der Suche nach neuem Kanonenfutter.“

Dass sich die Bundeswehr als „normaler“ Arbeitgeber präsentiert, dass hierfür sogar Familienfeste missbraucht werden, um das Bild der Armee und ihrer Einsätze in der Bevölkerung zu verbessern, all das wollen wir nicht akzeptieren. Wir, die Linksjugend [’solid] Halle, fordern: Keine Bundeswehr auf dem Laternenfest! Ein Familienfest sollte ohne Bundeswehr auskommen und nicht der Ort sein, wo unter dem Deckmantel der Familienfreundlichkeit Werbung fürs Sterben gemacht wird!

Für ein friedliches Laternenfest – ohne Bundeswehr

Samstag, 31. Mai 2014

Immer wieder montags – Frieden ohne Aluhut



Am 2. Juni wird es wieder eine Veranstaltung gegen die Montagsdemonstrationen der sogenannten Friedensbewegung 2014 geben. Wir werden diese Gelegenheit nutzen, die Gründe darzustellen, aus denen wir diese Bewegung ablehnen.

Freilich ist keiner davon, auch wenn einige Montagsdemonstrant*innen das gerne unterstellen, dass wir etwas gegen Frieden hätten oder faschistische Auswüchse in der Ukraine gutheißen würden. Leider geht es bei den Montagsdemonstrationen aber nicht bloß „irgendwie“ um Frieden.
Vor der Demonstration in Halle war von anderen Montagsdemonstrationen bereits bekannt, dass diese rechte, braun-esoterische und andere Verschwörungstheorien bzw. Ideologieversatzstücke nicht nur zulassen, sondern auch aktiv unterstützen, obwohl diese nicht nur in der Sache falsch sind und komplexe Zusammenhänge extrem vereinfachen, sondern darüber hinaus zum Teil geschichtsrevisionistische, antisemitische, antipluralistische und schlicht menschenverachtende Züge tragen. Da von den Organisator*innen im Vorfeld keine entsprechende Abgrenzung vorgenommen wurde und sich die Demonstration sogar positiv auf die Beispiele aus anderen Städten bezog, mussten wir bereits im Vorfeld befürchten, dass sich auch in Halle ein ähnliches Bild darbieten würde.

Leider traf dies auch zu:  So bieten die Demonstrationen in Halle nicht nur Platz für die üblichen Verschwörungstheorien (insbesondere für die Annahme, dass eine geheime Macht mit Kondensstreifen von Flugzeugen die Atmosphäre vergiftet), sondern auch für bekannte Rechtsextreme, Reichsbürger, die die Existenz der Bundesrepublik und die Gültigkeit des Grundgesetzes abstreiten und natürlich für die Alternative für Deutschland. Da ist die eine unkritischen Haltung zu Russland und dessen bewaffneter Durchsetzung von machtpolitischen Interessen und dem Personenkult um den „großartigen Diplomaten“ Putin, dem „vollstes Vertrauen“ ausgesprochen wurde, noch eines der harmloseren Beispiele für immer wieder auf der halleschen Montagsdemonstration anzutreffende Meinungsbilder, die nur noch wenig mit Frieden zu tun haben. 

Denn auch völkisches und antipluralistisches Gedankengut trat in Redebeiträgen und auf Plakaten deutlich zu Tage. So hieß es auf einigen Plakaten, Parteien spalten „uns“, das Volk, und man wolle nur noch „den Landsmann“ sehen. Damit präsentierten die Montagsdemonstrant*innen eine Haltung, die davon ausgeht, dass sich „das Volk“ im Grunde einig sei, es gar keine echten Meinungsdifferenzen gebe, und dass, wie es in einem Redebeitrag hieß, das Volk nur in links und rechts „eingeteilt“ wurde, um es spalten und beherrschen zu können. Eine selbstbestimmte freie Meinungsäußerung bzw. -bildung kommt in so einem Weltbild nicht vor. Entweder folgt man der Meinung der Volksmasse oder ist fremdgesteuert bzw. will das Volk bedrohen. Demokratie ist in diesem Weltbild als zivilisierter Rahmen der Beilegung von Meinungsverschiedenheiten überflüssig – solche Meinungsverschiedenheiten gibt es schließlich im Grunde nicht.
Eine solche antipluralistische Einteilung der Menschen in „das Volk“ und „die Anderen“  ist Grundlage für ethnopluralistische Ideologien, die jeden Menschen nur seiner Volksgemeinschaft unterordnen, und den Kampf der Kulturen, also den Krieg zwischen Völkern fördern.

In der Diskussion mit Montagsdemonstrant*innen begegneten uns außerdem häufig antisemitische Denkmuster und daraus abgeleitete verkürzte Kapitalismuskritik. In diese Kerbe schlug auch ein Diskutant, der sich als Mitveranstalter vorstellte. Er bezeichnete sich zwar als Antifaschist, hatte aber seine sehr eigene Definition vom Faschismus, den er bekämpfen möchte. So habe Faschismus seiner Meinung nach nichts mit Volksgemeinschaft zu tun, komme nicht einmal aus dem Volk, sondern sei durch die Verschmelzung von Kapital und Staat von „denen da oben“ aufgezwungen worden. Die große Begeisterung und auch Unterstützung für Hitler und seine faschistische Ideologie, der Wille der Deutschen, der den Nationalsozialismus erst möglich machte, leugnete er damit schlicht weg und übertrug die Schuld auf eine kleine, verschworene Gruppe, die aufgrund ihrer charakterlichen Defizite das Volk unterdrücken und ausbeuten wolle. Die Frage, wer diese Gruppe denn sei, wollte er allerdings nicht beantworten.
Andere Teilnehmer waren da weniger zurückhaltend, sie benannten die Rothschilds, eine jüdische Familie, zu der auch Bankiers gehören, als Wurzel allen Übels, die den Finanzkapitalismus erfunden habe. Als Feindbild müssen natürlich nicht zufällig immer jüdische Familien herhalten, auch wenn diese wie die Rothschilds heute kaum noch bedeutenden Anteil am internationalen Bankgeschäft haben. Insbesondere Mythen über den Reichtum und gewaltigen Einfluss der Rothschilds haben eine jahrhundertelange antisemitische Tradition.
Der offensichtliche Antisemitismus paart sich hier auch noch mit der Verdrehung der Geschichte. Zu einem besonders ekelhaften Ergebnis führt die Vermischung von Schuldabwehr und Antisemitismus allerdings beim Nationalsozialismus. So seien auch für diesen Juden verantwortlich, die für die Machtergreifung Hitlers verantwortlich seien – und damit auch am Holocaust.

Diese hier aufgeführten geschichtsrevisionistischen, antisemitischen, antipluralistischen, zum Hass gegen Menschen aufstachelnden Standpunkte, die bei den Montagsdemonstrationen zur Schau gestellt werden, können wir nicht akzeptieren und auch keine Bewegung unterstützen, die solche Standpunkte verbreitet oder auch nur als legitimen Teil ihrer Protestkultur begreift. Damit wollen wir keineswegs – wie es uns und anderen Kritiker*innen der Montagsdemonstrationen vorgeworfen wurde – alle Teilnehmer*innen der Montagsdemonstrationen als Nazis, Antisemiten oder Geschichtsrevisionist*innen darstellen. Aber wir warnen vor den sehr eindeutigen Tendenzen, vor der dahinterstehenden Ideologie, die im scheinbar harmlosen Gewand einer Friedensbewegung dem Publikum schmackhaft gemacht werden soll.

Wer wirklich ohne diese braunen Elemente für Frieden demonstrieren will, ist herzlich eingeladen, am 2. Juni Montag 18 Uhr auf unsere Seite des Marktplatzes zu kommen, oder sich besser noch beim Friedenskreis und anderen Organisationen einzubringen, die nicht erst für den Frieden arbeiten, seit Ken Jebsen seinen Arbeitsplatz beim RBB verloren hat.

Dienstag, 8. April 2014

CDU-Mitglieder auf Abwegen!?

Oft wird von VertreterInnen der CDU vor den „Rändern“ der Gesellschaft gewarnt. So genannte „Linksextremisten“ bedrohen die Ordnung in Deutschland, das ist der Grundtenor. Sehr schön war das erst vor ein paar Tagen im Landtag zu verfolgen, als sich Herr Schröder, der Fraktionsvorsitzende der CDU, versuchte eine längst vergangen geglaubte „Rote-Socken“-Kampagne wiederzubeleben. Birke Bull hat ihm die entsprechende Antwort gegeben: „Das Argument zählt, nicht Verunglimpfungen.“ Hier kann ihre Rede angesehen werden: http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/index.php?id=videoservice&agendaitem_id=1766&speech_id=7406
Auf der anderen Seite scheint die eilfertige CDU bei ihrer Suche nach den schlimmen Rändern immer wieder gern zu übersehen, dass Rassismus, Diskriminierung, Homophobie, kurz jede Art von Menschenhass und ähnliches sehr wohl Probleme der hochgelobten „Mitte der Gesellschaft“ sind. 
Dirk Gernhardt von der Linksjugend Halle dazu: "In Online-Netzwerken schleicht sich inzwischen als Gegenbewegung die Vokabel des „Mitte-Extremisten“ ein um die Augen zu öffnen für die Problematik des lächerlichen Extremismus-Begriffs. Die Probleme löst das freilich nicht, solange Mitglieder der CDU in Homo-Heiler-Vereinen (Gründungs-)Mitglieder sind oder in deren Kuratorien sitzen, wie der Skandal um den LEO e.V. jüngst gezeigt hat (http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/-homo-heiler-verband-will-leo-e-v-ausschliessen,20641266,26028838.html) und daran nur wenig problematisch finden."
Es gibt immer wieder Mitglieder der CDU die zeigen, dass sie ein „ambivalentes“ Verhältnis zu Lebenswegen haben, die ihnen nicht passen. Wenn ein Mitglied sich massiv Homophob äußert und Kindern und Jugendlichen unterstellt, dass sie „mit dreizehn das erste Mal Sex, aber mit Anfang zwanzig keine Ahnung von Politik und/oder Wirtschaft“ haben, dass „wir“ „uns zunehmend eine psychisch auffällige und stark labile Gesellschaft heran[züchten]“ ist das schon starker Tobak. Geht es dann noch um „Poposex mit Homos und Schwänze lutschen“ will man eigentlich gar nicht weiterlesen und ist ganz froh, wenn solche Texte wieder gelöscht werden (http://hallespektrum.de/nachrichten/politik/mit-13-sex-mit-20-keine-ahnung-von-politik-kritik-an-cdu-aeusserungen/91797/). Doch erstens vergisst das Internet nicht und zweitens ändert das Löschen keine Ansichten, viel eher als Einsicht darf man annehmen, dass weiterer Schaden abgewendet werden soll – wegducken nennt man das. Solche Äußerungen eines halleschen CDU-Mitgliedes finden wir unerträglich und indiskutabel. Der CDU wünscht man solche Mitglieder nicht, zumal ja einige nicht nur durch Homophobie und Arroganz gegenüber Kindern und Jugendlichen auffallen, sondern in der Vergangenheit z.B. auch mal durch die Nähe zu rechten Burschenschaften in Halle (http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=in&dig=2010%2F05%2F17%2Fa0127). 
Aber auch andere Mitglieder können in sozialen Netzwerken mal aus sich rausgehen, wie die Linksjugend Magdeburg zu berichten weiß. Ein CDU-Stadtrat auf „Abwegen“, oder besser gesagt, mit dem Wunsch nach einem „politische[n] Gericht“ für „kuschelig-kommunistische[…] Betreiber“ (ja, auch wir wissen nicht, was genau das sein soll, haben aber in etwa eine Vorstellung, was der gute Mann meint) (http://linke-jugend-md.blogspot.de/2014/04/stadtrat-hoffmann-cdu-mochte-gerne.html).
All das macht Aussagen der CDU-Spitze unglaubwürdig, dass die „Ränder“ der Gesellschaft das  Problem unserer Zeit sind. Menschenhass, krude Weltsichten – wie Therapierbarkeit von Homosexualität – die Beschimpfung von Andersdenkenden, dass alles sind Dinge, die in der „Mitte der Gesellschaft“ tief verwurzelt sind. Frank Rösler von der Linksjguend ['solid] Halle meint:"Deshalb sind linke, emanzipatorische Projekte notwendig, um die Gesellschaft aufzuklären und zu verändern. Die Würde und Akzeptanz aller Menschen steht im Mittelpunkt unserer Politik, das sollte auch bei der CDU so sein."