Donnerstag, 29. August 2013

Quo vadis Syrien?

Es ist nun etwas mehr als 10 Jahre her, dass die USA in ihren Krieg gegen den Irak, auf Grund von Geheimdienstberichten, gezogen sind. Diese Berichte besagten, dass es Massenvernichtungswaffen im Irak gegeben haben soll und dies nicht tolerierbar sei. Dass sich diese Informationen seinerzeit als falsch und sogar gefälscht herausstellten, wurde erst viele Jahre und einen fürchterlichen Krieg später bekannt. Nun scheint sich genau diese Vorgehensweise zu wiederholen. In Syrien herrscht seit rund zweieinhalb Jahren Bürgerkrieg zwischen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad auf der einen Seite und syrischen Rebellen auf der anderen. Ein Ende dieses Konfliktes ist nicht in Sicht. Sein Höhepunkt soll der Krieg nun mit dem Einsatz von Chemiewaffen gegen die Menschen östlich von Damaskus gefunden haben, welche letzen Mittwoch eingesetzt wurden. Dabei sollen über 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein.
Wer diese chemischen Waffen einsetzte ist immer noch nicht klar. Doch wollen amerikanische Geheimdienste Beweise dafür haben, dass die chemischen Waffen von der syrischen Armee und nicht von den Rebellen benutzt wurden.
Diese Beweise könnten die Grundlage für eine militärische Intervention des Westens in Syrien sein. Schon mehrere hochrangige Vertreter der US-Regierung, darunter auch Vizepräsident Joe Biden und der amerikanische Außenminister John Kerry, haben sich für einen solchen Militärschlag ausgesprochen. Was nun aber das genaue Ziel ihrer militärischen Intervention sein soll, darüber verlieren die vermeintlichen Angreifer kein Wort.
Noch in dieser Woche wollen die US-Geheimdienste die Beweise für den Chemiewaffenangriff vorlegen und dann soll über das weitere Vorgehen des Westens entschieden werden. Neben Ländern wie England und Frankreich möchte sich auch die deutsche Regierung politisch an dieser militärischen Intervention beteiligen. So meinte unter anderem der deutsche Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel, dass ein Giftgasangriff nicht ungesühnt bleiben dürfe und daher eine Intervention unbedingt zu unterstützen sei. Auch sei ein Militärschlag ohne Beschluss des UN-Sicherheitsrates legitim, da mit dem Giftgasangriff gegen das Völkerrecht verstoßen wurde.
Die Frage ob die "Beweise" der US-Geheimdienste nun echt sind oder nicht und von wem der Giftgaseinsatz nun wirklich ausging mal bei Seite geschoben. Obwohl nach den Ereignissen im Irak vor 10 Jahren genau diese Skepsis mehr als gerechtfertigt ist. Die eigentliche Frage ist doch, was wäre durch eine militärische Intervention in Syrien gewonnen? In erster Linie würden Luftangriffe des Westens wieder viele Opfer fordern. Nicht nur auf Seiten des syrischen Militärs, sondern vor allem unter der Zivilbevölkerung. Bis heute sollen nach Schätzungen mehr als 100.000 syrische Bürger durch die Kämpfe ums Leben gekommen sein und diese Zahl würde weiter steigen, wenn der Westen militärisch interveniert.
Als nächstes stellt sich die Frage was sollen diese Angriffe bezwecken? Sollen sie nur ein Signal sein, dass Krieg okay ist, aber nur nach den Regeln des Westens, also ohne Chemiewaffen? Oder soll das Regime von Assad gestürzt werden? Und wenn er gestürzt wurde, wie soll es dann mit Syrien weitergehen? Beispiele wie Irak und Afghanistan haben doch sehr eindringlich gezeigt, dass militärische Interventionen des Westens nie ein Land befrieden konnten, sondern es ins Chaos stürzten.
Der Bürgerkrieg in Syrien wird auch nach einem möglichen Sturz von Assad nicht enden, im Gegenteil, er würde wohl noch unberechenbarer werden. Das liegt daran, dass die Rebellen außer in ihrem Bestreben gegen das Regime gemeinsam vorzugehen, doch sehr verschieden sind und jede Splittergruppe eine andere Vorstellung davon hat, wie ein neues Syrien aussehen soll. Die Konflikte innerhalb der aufständischen Gruppen gehen sogar so weit, dass die Kurden inzwischen zu hunderten Opfer von sunnitischen Terrorgruppen werden, die die Kurden aus Syrien vertreiben wollen. Es bestünde damit auch die Gefahr, dass sich der Konflikt auf Nachbarländer ausweiten könnte und ein Flächenbrand an Konflikten entstünde.
Aus diesem Grund kann ein Ende des Konfliktes überhaupt nur dann vorstellbar sein, wenn die Waffen schweigen und alle Parteien bereit sind sich auf Gespräche und Kompromisse einzulassen. Diese Gesprächsbereitschaft stellen wir aber sicher nicht mit Waffengewalt her. Daher dürfen auch keine Waffenlieferungen mehr in das Land erfolgen und es muss humanitäre Hilfe geleistet werden - wohlgemerkt in alle Regionen, nicht nur in von Aufständigen besetzte. Die Menschen dort unten brauchen keine einmarschierende Armee, sondern Versorgung und Verpflegung.
Aus diesem Grund muss unsere Forderung sein, keinen Krieg in Syrien zu unterstützen, jedwede Lieferung von Kriegsmaterial zu unterbinden und größtmögliche Unterstützung zu gewähren den Menschen in diesem Land auf humanitäre Art zu helfen und alle Anstrengungen darauf zu verwenden den Konflikt friedlich zu beenden.

Sonntag, 25. August 2013

Werben fürs Sterben auf dem Laternenfest?!

Es ist mal wieder August, Zeit für Halles größtes Volksfest, Freizeitspaß für jung und alt, daneben viel fettiges Essen, Mittelaltermarkt, Musik (mal bessere, mal schlechtere) und natürlich eine Drohne. Eine Drohne? Ja eine Drohne! Die Bundeswehr ist mal wieder da und möchte gern junge Menschen dazu bringen auf andere zu schießen und in den Tod zu gehen. Man kann das voll in Ordnung finden oder aber man findet es zum Kotzen. Wir tun zweiteres.
Entschieden gut? Entschieden schlecht!
Mit großen Stand und vielen adrett aussehenden Soldat_innen versucht sich die Bundeswehr mal wieder in die Lebenswelt junger Menschen zu schleichen. 
Da gibt es zum Beispiel ein Quiz, ist das nicht nett? Fragen wie: "Wieviele Rotorblätter hat der Tiger-Hubschrauber?" lassen die Herzen höher schlagen. Der Hauptgewinn? Keine Ahnung, ein Einsatz in Afghanistan oder Mali wirds wohl nicht sein. Von dem Spaß erfahren die Leute wohl erst später. 
Ein anderes schönes Beispiel ist dann auch die Hüpfburg für die kleinen Jungen und Mädchen, ob es wohl im nächsten Jahr einen Schießplatz für Neunjährige gibt wie in Bad Reichenhall (1) oder dürfen sie dann auf Autos rumklettern? Da Gerätschaften wie Panzer und Hubschrauber ja nicht mehr als Waffen! zählen (2), könnte die Bundeswehr das nächste Mal mit Leopard-Panzern oder Kampfhubschraubern über die Peißnitz brausen, das wäre doch klasse. Da passt es doch wie die Faust auf Auge, dass dieses Jahr schonmal eine Drohne mitgebracht wurde. Erstaunliche Gerätschaften, die gleich im Dutzend abstürzen (3), hunderte Millionen sinnlos verbraten (4), über Europa nicht fliegen dürfen (5), damit sie keine Passagierflugzeuge rammen und vor allem als Mordwerkzeuge für den Tod tausender Menschen in der ganzen Welt verantwortlich sind (6). Das sind doch mal Maschinen, mit denen man unbedingt auf Werbetour gehen sollte. 
Abgerundet wird das Bild eines gelungenen Bundeswehr-Auftritts dann nur noch durch kleine Kinder, die mit Deutschlandfähnchen (mit Armee-Logo) durch die Gegend streifen und Werbung für den Tod aus Deutschland machen.
Uns ist bewusst, dass viele  Bundeswehrsoldaten bei der Hochwasserkatastrophe in diesem Jahr in Halle geholfen haben, diese persönliche Leistung wollen wir nicht schmälern. Wir würden uns dennoch freuen, wenn die Bundeswehr abgeschafft und stattdessen das THW finanziell und personell so unterstützt werden würde, dass es bei Katastrophenfällen effektiv helfen könnte, ohne auf  Armeen zurückgreifen zu müssen. Diese Form der zivil-militärischen  Zusammenarbeit ist nämlich ebenfalls eine große Werbekampagne der  Bundeswehr, nur ohne Deutschlandfähnchen und Quiz.
Das die Bundeswehr immer noch unwidersprochen Familienfeste für ihren tödlichen Auftrag instrumentalisieren kann, wollen wir nicht hinnehmen, die Bundeswehr und ihr Sch... hat nichts auf dem Laternenfest zu suchen. Wir fordern die Stadt auf, keine weiteren Besuche der Bundeswehr zuzulassen und endlich den Militarismus beim Laternenfest zu beenden. Unsere Haltung hat sich nicht geändert (7).

Linksjugend ['solid] Halle
 
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Montag, 5. August 2013

Der Schwarze Kanal: „DDR-Propaganda im Spiegel antifaschistischer DEFA-Filme“


Das Sommer-Open-Air-Kino am Peißnitzhaus

Der Sommer zeigt sich von seiner schönsten Seite, was liegt da näher als draußen was zu unternehmen? Und wenn man das dann auch noch mit Filmen und Popcorn kombinieren kann, kann es nur Open-Air-Kino sein. Die Linksjugend [’solid] Halle präsentiert dieses Jahr vom 20. August bis zum 10. September den Kino-Sommer am Peißnitzhaus. Motto ist: Der Schwarze Kanal: „DDR-Propaganda im Spiegel antifaschistischer DEFA-Filme“.

Wo?                      In den Kolonnaden am Peißnitzhaus,
                              Peißnitzinsel 4, 06108 Halle  

Wann?                 Jeden Dienstag ab dem 20. August, 
                             jeweils ab 19 Uhr


Und sonst so?     Der Eintritt ist frei und es gibt 
                             gratis Popcorn


Veranstaltungsteaser:

Für die DDR war der Antifaschismus sowohl „Staatsräson“, als auch Gründungsmythos, Legitimationsmuster und als Kampfmittel gegen den „Klassenfeind“. Das kam insbesondere in Propagandafilmen der DDR zum Ausdruck. Einige davon sind legendär geworden und im Gedächtnis vieler Ostdeutscher haften geblieben. Wir wollen uns mit euch mit diesen Filmen auseinandersetzen, mit ihrem Bild von Geschichte und Antifaschismus, mit ihrer Intention und Wirkung. Die Veranstaltungen werden von Angelika Nguyen wissenschaftlich begleitet: Studium der Filmwissenschaft an der HFF Babelsberg, Filmjournalistin und Autorin, schreibt Filmanalysen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Texte zu Kinostarts auf ostblog.de und im Freitag, lebt in Berlin

Die Filme:


20.8. „Ernst Thälmann – Sohn seinerKlasse“ (1954, Regie: Kurt Maetzig“)


Der historisch-biographische Film, 1.Teil des Thälmann-Epos, erschien ein Jahr nach Stalins Tod und nach dem antistalinistischen DDR-Aufstand am 17.Juni 1953. Der Film wurde persönlich gewünscht und gefördert von Walter Ulbricht, dem damaligen Ersten Sekretär des  ZK der SED. Im fortgesetzten Kalten Krieg galt es, die Bevölkerung der DDR für den Sozialismus politisch neu zu motivieren. Die Filmhandlung beginnt an der Westfront 1918 und endet mit der Niederlage des Hamburger Aufstands 1923. Zentrum des Films ist die Heroisierung und eine kaum differenzierte Darstellung der Persönlichkeit Ernst Thälmanns ebenso wie die tendenziöse Interpretation von Geschichtsereignissen im Vorfeld der Nazizeit. Der vorwiegend monumentalen Szenengestaltung und der überbordenden Stofffülle sind anzumerken, dass es hier weniger um Story und Charaktere ging als um die Illustrierung einer Ideologie.

https://www.facebook.com/events/622439467780008/

27.08. „Ernst Thälmann – Führerseiner Klasse“ (1955, Regie: Kurt Maetzig)


Der 2. Teil der Thälmann-Biographie enthält die 140 Minuten lange Schilderung von Zeitgeschichte von 1930 bis zu Thälmanns Ermordung durch die Nazis 1944. Dabei werden jegliche Fakten, die das Heldenbild von Ernst Thälmann oder vom makellosen Kommunismus trüben könnten, wie Thälmanns autoritärer Führungsstil, seine Eheprobleme oder Stalins Verweigerung einer Befreiung Thälmanns, komplett ausgeblendet. Desto ausführlicher gibt es Panzer mit rotem fünfzackigem Stern zu sehen, um die Bilder vom Aufstand 1953 möglichst umzuwerten und die Sowjetunion in ihrer positiven Rolle als Befreier vom Faschismus wieder herauf beschwören. Erneut wird Ideologie über die konkrete Handlung gestellt, mit Ausnahme einiger bewegender Szenen um die Figur der Änne Jansen. Eklatantes Beispiel für Überinterpretation ist die Schlussszene, in der Ernst Thälmann statt zu seiner Hinrichtung ins Endlose läuft, stählernen Blicks. 

https://www.facebook.com/events/554887027904119/

03. 09. „Das Lied vom Trompeter“ (1964, Regie: Konrad Petzold)


In der DDR war er eine Art Nationalheld: Fritz Weineck, besser bekannt als „der kleine Trompeter“. Seine Geschichte erzählt der Film zugleich als Biographie und als Geschichte der Arbeiterbewegung im Spannungsfeld von Sozialkämpfen und 1. Weltkrieg. Fritz Weineck war Arbeitersohn, Bürstenbinder und Trompeter des Roten Frontkämpferbundes. Sein Werdegang und seine grandiose Tat – die Genossen mit Trompetensignalen zu warnen, um Ernst Thälmann auf einer Versammlung zu schützen -  die ihn zudem noch zum jungen Märtyrer der sozialistischen Bewegung macht, sind der Stoff, aus dem die Helden des DDR-Geschichtsbildes sind. Trotz der Gefahr des widerspruchslosen Heldenepos gelingt dem „Action-Regisseur“ Petzold durchaus einige Dynamik und Emotionalität.
Für alle „Lokalhistoriker“ ist anzumerken: Fritz Weineck war gebürtiger Hallenser, und nahezu der gesamte Film spielt in Halle und wurde hier gedreht.

https://www.facebook.com/events/505422362873489/

10.9. „Ich war neunzehn“ (1968, Regie: Konrad Wolf)


Aus der besonderen Perspektive eines deutschen Emigrantensohnes, der 19jährig als Leutnant der Roten Armee in sein deutsches Geburtsland zurückkehrt, werden die wenigen Tage zwischen Kriegsende und Friedensbeginn 1945 geschildert. In einer Reihe von Episoden schildert der Film den Zustand einer traumatisierten und verwirrten deutschen Bevölkerung, die gestern noch Hitler zujubelte und sich heute in Trümmern wiederfindet. Dabei gelingt es dem Film, mit teilweise semidokumentarischen Mitteln, differenziert und spannend Einzelschicksale und typische Haltungen aus dieser Zeit zu erzählen. Der autobiographische Bezug zum Regisseur, der hier seine Erinnerungen inszenierte, verleiht dem Film Glaubwürdigkeit und Authentizität. Trotz gewisser Andeutungen von problematischem Verhalten sowjetischer Soldaten bleibt die geschilderte Rolle der Roten Armee als Befreier vor allem positiv.