Das Sommer-Open-Air-Kino am Peißnitzhaus
Der Sommer zeigt sich von seiner schönsten Seite, was liegt
da näher als draußen was zu unternehmen? Und wenn man das dann auch noch mit
Filmen und Popcorn kombinieren kann, kann es nur Open-Air-Kino sein. Die
Linksjugend [’solid] Halle präsentiert dieses Jahr vom 20. August bis zum 10.
September den Kino-Sommer am Peißnitzhaus. Motto ist: Der Schwarze Kanal:
„DDR-Propaganda im Spiegel antifaschistischer DEFA-Filme“.
Wann? Jeden Dienstag
ab dem 20. August,
jeweils ab 19 Uhr
Und sonst so? Der Eintritt ist frei und es
gibt
gratis Popcorn
Veranstaltungsteaser:
Für die DDR war der Antifaschismus sowohl „Staatsräson“, als
auch Gründungsmythos, Legitimationsmuster und als Kampfmittel gegen den
„Klassenfeind“. Das kam insbesondere in Propagandafilmen der DDR zum Ausdruck.
Einige davon sind legendär geworden und im Gedächtnis vieler Ostdeutscher
haften geblieben. Wir wollen uns mit euch mit diesen Filmen auseinandersetzen,
mit ihrem Bild von Geschichte und Antifaschismus, mit ihrer Intention und
Wirkung. Die Veranstaltungen werden von Angelika Nguyen wissenschaftlich
begleitet: Studium der Filmwissenschaft an der HFF Babelsberg, Filmjournalistin
und Autorin, schreibt Filmanalysen in wissenschaftlichen Zeitschriften und
Texte zu Kinostarts auf ostblog.de und im Freitag, lebt in Berlin
Die Filme:
20.8. „Ernst Thälmann – Sohn seinerKlasse“ (1954, Regie: Kurt Maetzig“)
Der historisch-biographische Film, 1.Teil des Thälmann-Epos,
erschien ein Jahr nach Stalins Tod und nach dem antistalinistischen
DDR-Aufstand am 17.Juni 1953. Der Film wurde persönlich gewünscht und gefördert
von Walter Ulbricht, dem damaligen Ersten Sekretär des ZK der SED. Im fortgesetzten Kalten Krieg
galt es, die Bevölkerung der DDR für den Sozialismus politisch neu zu
motivieren. Die Filmhandlung beginnt an der Westfront 1918 und endet mit der
Niederlage des Hamburger Aufstands 1923. Zentrum des Films ist die Heroisierung
und eine kaum differenzierte Darstellung der Persönlichkeit Ernst Thälmanns
ebenso wie die tendenziöse Interpretation von Geschichtsereignissen im Vorfeld
der Nazizeit. Der vorwiegend monumentalen Szenengestaltung und der
überbordenden Stofffülle sind anzumerken, dass es hier weniger um Story und
Charaktere ging als um die Illustrierung einer Ideologie.
https://www.facebook.com/events/622439467780008/
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27.08. „Ernst Thälmann – Führerseiner Klasse“ (1955, Regie: Kurt Maetzig)
Der 2. Teil der Thälmann-Biographie enthält die 140 Minuten
lange Schilderung von Zeitgeschichte von 1930 bis zu Thälmanns Ermordung durch
die Nazis 1944. Dabei werden jegliche Fakten, die das Heldenbild von Ernst
Thälmann oder vom makellosen Kommunismus trüben könnten, wie Thälmanns
autoritärer Führungsstil, seine Eheprobleme oder Stalins Verweigerung einer
Befreiung Thälmanns, komplett ausgeblendet. Desto ausführlicher gibt es Panzer
mit rotem fünfzackigem Stern zu sehen, um die Bilder vom Aufstand 1953 möglichst
umzuwerten und die Sowjetunion in ihrer positiven Rolle als Befreier vom
Faschismus wieder herauf beschwören. Erneut wird Ideologie über die konkrete
Handlung gestellt, mit Ausnahme einiger bewegender Szenen um die Figur der Änne
Jansen. Eklatantes Beispiel für Überinterpretation ist die Schlussszene, in der
Ernst Thälmann statt zu seiner Hinrichtung ins Endlose läuft, stählernen
Blicks.
https://www.facebook.com/events/554887027904119/
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03. 09. „Das Lied vom Trompeter“ (1964,
Regie: Konrad Petzold)
In der DDR war er eine Art Nationalheld: Fritz Weineck,
besser bekannt als „der kleine Trompeter“. Seine Geschichte erzählt der Film
zugleich als Biographie und als Geschichte der Arbeiterbewegung im
Spannungsfeld von Sozialkämpfen und 1. Weltkrieg. Fritz Weineck war
Arbeitersohn, Bürstenbinder und Trompeter des Roten Frontkämpferbundes. Sein
Werdegang und seine grandiose Tat – die Genossen mit Trompetensignalen zu
warnen, um Ernst Thälmann auf einer Versammlung zu schützen - die ihn zudem noch zum jungen Märtyrer der
sozialistischen Bewegung macht, sind der Stoff, aus dem die Helden des
DDR-Geschichtsbildes sind. Trotz der Gefahr des widerspruchslosen Heldenepos
gelingt dem „Action-Regisseur“ Petzold durchaus einige Dynamik und
Emotionalität.
Für alle „Lokalhistoriker“ ist anzumerken: Fritz Weineck war
gebürtiger Hallenser, und nahezu der gesamte Film spielt in Halle und wurde
hier gedreht.
https://www.facebook.com/events/505422362873489/
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10.9. „Ich war neunzehn“ (1968,
Regie: Konrad Wolf)
Aus der besonderen Perspektive eines deutschen
Emigrantensohnes, der 19jährig als Leutnant der Roten Armee in sein deutsches
Geburtsland zurückkehrt, werden die wenigen Tage zwischen Kriegsende und
Friedensbeginn 1945 geschildert. In einer Reihe von Episoden schildert der Film
den Zustand einer traumatisierten und verwirrten deutschen Bevölkerung, die
gestern noch Hitler zujubelte und sich heute in Trümmern wiederfindet. Dabei
gelingt es dem Film, mit teilweise semidokumentarischen Mitteln, differenziert
und spannend Einzelschicksale und typische Haltungen aus dieser Zeit zu
erzählen. Der autobiographische Bezug zum Regisseur, der hier seine
Erinnerungen inszenierte, verleiht dem Film Glaubwürdigkeit und Authentizität.
Trotz gewisser Andeutungen von problematischem Verhalten sowjetischer Soldaten
bleibt die geschilderte Rolle der Roten Armee als Befreier vor allem positiv.
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