Montag, 5. August 2013

Der Schwarze Kanal: „DDR-Propaganda im Spiegel antifaschistischer DEFA-Filme“


Das Sommer-Open-Air-Kino am Peißnitzhaus

Der Sommer zeigt sich von seiner schönsten Seite, was liegt da näher als draußen was zu unternehmen? Und wenn man das dann auch noch mit Filmen und Popcorn kombinieren kann, kann es nur Open-Air-Kino sein. Die Linksjugend [’solid] Halle präsentiert dieses Jahr vom 20. August bis zum 10. September den Kino-Sommer am Peißnitzhaus. Motto ist: Der Schwarze Kanal: „DDR-Propaganda im Spiegel antifaschistischer DEFA-Filme“.

Wo?                      In den Kolonnaden am Peißnitzhaus,
                              Peißnitzinsel 4, 06108 Halle  

Wann?                 Jeden Dienstag ab dem 20. August, 
                             jeweils ab 19 Uhr


Und sonst so?     Der Eintritt ist frei und es gibt 
                             gratis Popcorn


Veranstaltungsteaser:

Für die DDR war der Antifaschismus sowohl „Staatsräson“, als auch Gründungsmythos, Legitimationsmuster und als Kampfmittel gegen den „Klassenfeind“. Das kam insbesondere in Propagandafilmen der DDR zum Ausdruck. Einige davon sind legendär geworden und im Gedächtnis vieler Ostdeutscher haften geblieben. Wir wollen uns mit euch mit diesen Filmen auseinandersetzen, mit ihrem Bild von Geschichte und Antifaschismus, mit ihrer Intention und Wirkung. Die Veranstaltungen werden von Angelika Nguyen wissenschaftlich begleitet: Studium der Filmwissenschaft an der HFF Babelsberg, Filmjournalistin und Autorin, schreibt Filmanalysen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Texte zu Kinostarts auf ostblog.de und im Freitag, lebt in Berlin

Die Filme:


20.8. „Ernst Thälmann – Sohn seinerKlasse“ (1954, Regie: Kurt Maetzig“)


Der historisch-biographische Film, 1.Teil des Thälmann-Epos, erschien ein Jahr nach Stalins Tod und nach dem antistalinistischen DDR-Aufstand am 17.Juni 1953. Der Film wurde persönlich gewünscht und gefördert von Walter Ulbricht, dem damaligen Ersten Sekretär des  ZK der SED. Im fortgesetzten Kalten Krieg galt es, die Bevölkerung der DDR für den Sozialismus politisch neu zu motivieren. Die Filmhandlung beginnt an der Westfront 1918 und endet mit der Niederlage des Hamburger Aufstands 1923. Zentrum des Films ist die Heroisierung und eine kaum differenzierte Darstellung der Persönlichkeit Ernst Thälmanns ebenso wie die tendenziöse Interpretation von Geschichtsereignissen im Vorfeld der Nazizeit. Der vorwiegend monumentalen Szenengestaltung und der überbordenden Stofffülle sind anzumerken, dass es hier weniger um Story und Charaktere ging als um die Illustrierung einer Ideologie.

https://www.facebook.com/events/622439467780008/

27.08. „Ernst Thälmann – Führerseiner Klasse“ (1955, Regie: Kurt Maetzig)


Der 2. Teil der Thälmann-Biographie enthält die 140 Minuten lange Schilderung von Zeitgeschichte von 1930 bis zu Thälmanns Ermordung durch die Nazis 1944. Dabei werden jegliche Fakten, die das Heldenbild von Ernst Thälmann oder vom makellosen Kommunismus trüben könnten, wie Thälmanns autoritärer Führungsstil, seine Eheprobleme oder Stalins Verweigerung einer Befreiung Thälmanns, komplett ausgeblendet. Desto ausführlicher gibt es Panzer mit rotem fünfzackigem Stern zu sehen, um die Bilder vom Aufstand 1953 möglichst umzuwerten und die Sowjetunion in ihrer positiven Rolle als Befreier vom Faschismus wieder herauf beschwören. Erneut wird Ideologie über die konkrete Handlung gestellt, mit Ausnahme einiger bewegender Szenen um die Figur der Änne Jansen. Eklatantes Beispiel für Überinterpretation ist die Schlussszene, in der Ernst Thälmann statt zu seiner Hinrichtung ins Endlose läuft, stählernen Blicks. 

https://www.facebook.com/events/554887027904119/

03. 09. „Das Lied vom Trompeter“ (1964, Regie: Konrad Petzold)


In der DDR war er eine Art Nationalheld: Fritz Weineck, besser bekannt als „der kleine Trompeter“. Seine Geschichte erzählt der Film zugleich als Biographie und als Geschichte der Arbeiterbewegung im Spannungsfeld von Sozialkämpfen und 1. Weltkrieg. Fritz Weineck war Arbeitersohn, Bürstenbinder und Trompeter des Roten Frontkämpferbundes. Sein Werdegang und seine grandiose Tat – die Genossen mit Trompetensignalen zu warnen, um Ernst Thälmann auf einer Versammlung zu schützen -  die ihn zudem noch zum jungen Märtyrer der sozialistischen Bewegung macht, sind der Stoff, aus dem die Helden des DDR-Geschichtsbildes sind. Trotz der Gefahr des widerspruchslosen Heldenepos gelingt dem „Action-Regisseur“ Petzold durchaus einige Dynamik und Emotionalität.
Für alle „Lokalhistoriker“ ist anzumerken: Fritz Weineck war gebürtiger Hallenser, und nahezu der gesamte Film spielt in Halle und wurde hier gedreht.

https://www.facebook.com/events/505422362873489/

10.9. „Ich war neunzehn“ (1968, Regie: Konrad Wolf)


Aus der besonderen Perspektive eines deutschen Emigrantensohnes, der 19jährig als Leutnant der Roten Armee in sein deutsches Geburtsland zurückkehrt, werden die wenigen Tage zwischen Kriegsende und Friedensbeginn 1945 geschildert. In einer Reihe von Episoden schildert der Film den Zustand einer traumatisierten und verwirrten deutschen Bevölkerung, die gestern noch Hitler zujubelte und sich heute in Trümmern wiederfindet. Dabei gelingt es dem Film, mit teilweise semidokumentarischen Mitteln, differenziert und spannend Einzelschicksale und typische Haltungen aus dieser Zeit zu erzählen. Der autobiographische Bezug zum Regisseur, der hier seine Erinnerungen inszenierte, verleiht dem Film Glaubwürdigkeit und Authentizität. Trotz gewisser Andeutungen von problematischem Verhalten sowjetischer Soldaten bleibt die geschilderte Rolle der Roten Armee als Befreier vor allem positiv. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen