Dienstag, 25. März 2014

Aktionstage gegen Antiziganismus



Eine Kampagne gegen alten und neuen Antiziganismus, mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen
Antiziganismus hat Konjunktur in Europa. Roma werden in vielen Ländern des Kontinents systematisch ausgegrenzt und verfolgt. Pogrome, Hetzjagden und rassistische Morde in Ungarn, Tschechien oder Italien bilden dabei nur die Spitze des Eisberges. Die offene Feindschaft gegenüber Menschen, die von den Diskriminierenden mit der Fremdzuschreibung „Zigeuner“ klassifiziert werden, erlebt aber auch in Deutschland einen lange nicht mehr da gewesenen Widerhall. Die letzten Monate waren geprägt durch ressentimentbehaftete „Debatten“ rund um die Begriffe „Sozialtourismus“ und „Armutszuwanderung“, vor allem ausgelöst durch die seit 1. Januar 2014 geltende EU-Arbeitnehmer-innenfreizügigkeit für Menschen aus Bulgarien und Rumänien. Führende Vertreter*innen der hiesigen Volksparteien torpedieren seitdem kontinuierlich unveräußerliche Grundrechte wie das Recht auf Freizügigkeit, um im Hinblick auf anstehende Wahlen politisches Kapital zu generieren – denn mit Ausgrenzung und Rassismus ließ sich schon immer gut Wahlkampf machen.
Die „Aktionstage gegen Antiziganismus“ sollen auf eine Diskriminierungsform aufmerksam machen, die in der Debatte immer noch ein Schattendasein fristet. Rund um den 08. April, dem Internationalen Tag der Roma, wollen wir mit vielen Veranstaltungen und Aktionen in ganz Sachsen-Anhalt verschiedene Aspekte und Blickwinkel diskutieren und beleuchten, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Wir wollen die fortwährende alltägliche Diskriminierung von Sinti und Roma nicht tatenlos hinnehmen und stellen den antiziganistischen Hetzer*innen unsere grenzenlose Solidarität entgegen!

      1. „Was mit Unku geschah - Das kurze Leben der Erna Laubenburger“
Filmabend mit Jana Müller vom Alternativen Jugendzentrum Dessau
Wann? Montag, 07.04.2014 um 19 Uhr
Wo? Halle, Café Pantarhei, Dachritzstr. 2
Das Alternative Jugendzentrum Dessau erforscht seit vielen Jahren die Lebens- und Leidenswege der Sinti, die Anfang 1938 aus Dessau-Roßlau vertrieben wurden. Ergebnisse dieser Erinnerungsprojekte mit Jugendlichen flossen in den Film „Was mit Unku geschah – Das kurze Leben der Erna Lauenburger“ und eine Gedenkveranstaltung am 1. Februar 2013 im Dessauer Rathaus, in der erstmals der 75 Jahre zuvor aus Dessau-Roßlau vertriebenen Sinti gedacht wurde, ein. Jana Müller, die diese lokalhistorische Forschung initiiert und begleitet hat, stellt die Projektarbeit und deren Ergebnisse vor.
Erna Lauenburger, genannt Unku, war die Titelheldin des Ende der 1920er Jahre in Berlin spielenden Jugendromans „Ede und Unku“ der jüdischen Schriftstellerin Grete Weiskopf (Pseudonym Alex Wedding). Ab 1972 zählte das Buch zur Pflichtlektüre des Deutschunterrichtes in der DDR. (Dokumentation: 35 Minuten)
https://www.facebook.com/events/1435391200032801
 
      2. Die Verfolgung hallescher Sinti und Roma im Nationalsozialismus
Vor­trag von Stef­fen Tha­ter und Micha­el Vie­big
Wann? Frei­tag, 11.04. um 19 Uhr
Wo? Halle, Cafe Pant­ar­hei, Dach­ritz­str. 2
Neben Juden gal­ten auch Sinti und Roma im 3. Reich als min­der­wer­tig und zu ver­nich­ten. Aus dem Jahr 1943 sind Do­ku­men­te über­lie­fert, in denen die Ver­fol­gung und De­por­ta­ti­on hal­le­scher Sinti und Roma be­legt ist. Hier fin­den sich auch Hin­wei­se über den so­ge­nann­ten „Zi­geu­ner­la­ger­platz“ in der heu­ti­gen Ge­schwis­ter-Scholl-Stra­ße in Hal­le-Tro­tha. Auch die Jus­tiz war in die plan­vol­le Ver­nich­tung der Sinti und Roma ein­ge­bun­den. So fin­den sich in den Un­ter­la­gen des Son­der­ge­rich­tes Halle ei­ni­ge Ver­fah­ren – so­ge­nann­te „Zi­geun­er­sa­chen“ – bei denen zwei Dinge be­son­ders auf­fal­len: die An­ge­klag­ten gel­ten grund­sätz­lich als wenig glaub­wür­dig und wer­den als Men­schen zwei­ter Klas­se be­han­delt. Vor dem Ende der Stra­fe, er­folg­te ihre Ver­le­gung in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger; kei­ner der in Halle ver­ur­teil­ten „Zi­geu­ner“ kehr­te von dort wie­der zu­rück. Stef­fen Tha­ter und Micha­el Vie­big wer­den uns in ihrem Vor­trag die Schick­sa­le hal­le­scher Sinti und Roma näher brin­gen und an Bei­spie­len zei­gen, wie die Jus­tiz einen Bei­trag zu ihrer Ver­nich­tung in Mit­tel­deutsch­land leis­te­te.
https://www.facebook.com/events/268129053360482

Alle Veranstaltungen, Hintergründe und Infos zu den AKTIONSTAGEN GEGEN ANTIZIGANISMUS gibt es hier: http://aktionswocheantiziganismus.blogsport.de/

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