Mittwoch, 8. Mai 2013

Gedenkveranstaltung an den 80. Jahrestag der Bücherverbrennung von 1933 in Halle

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Heinrich Heine

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnern die „Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg“ und „Halle gegen Rechts - Bündnis für Zivilcourage“ an die Bücherverbrennung von 1933 in Halle (Saale). Am Sonntag den 12. Mai 2013 wird es auf dem Universitätsplatz sowie in Seminarräumen und Hörsälen ein umfangreiches Programm geben.
Programm

AUF DEM UNI-PLATZ, IN SEMINAR-RÄUMEN ODER HÖRSÄLEN
Nimm ein Buch in die Hand! Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger Halles ein, rund um diesen besonderen Tag aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen. Wir wollen ein öffentlich­keitswirksames Zeichen für das Lesen setzen und Freude am Lesen wecken. Also, einfach eine Decke mitbringen, sich einen Platz suchen und es kann losgehen!

Ab 15 Uhr Offene Lesungen - Sowohl "wider den undeutschen Geist!", als auch "Lesefestival – AutorInnen, die zu lesen sich lohnen" Lesungen geächteter AutorInnen aus dem „Vorläufigen Halleschen Generalindex jüdischer, marxistischer, pazifistischer und anderer volkszersetzender Schriften“ von 1933 (siehe pdf-Datei).
Daneben soll jede/r die Bücher mitbringen und vorlesen, von denen er/sie denkt, dass sie unbedingt gelesen werden sollten. Interessierte bitte unter kontakt@halle-gegen-rechts.de melden, damit wir abschätzen können, wie viele kommen.
„öffentliche Bibliothek” - Büchertausch und Bücherverkaufein volles Bücherregal an dem Platz der Bücherverbrennung und eine Leseecke ermöglichen es, die ehemals geächteten Bücher wieder zu lesen.” Die Freunde der Stadtbibliothek bieten einen Bücherverkauf an.

AUDIMAX
  • 15.00 Ausstellung zur Geschichte der Bücherverbrennung in Halle
  • 17.00 Eröffnung der Gedenkveranstaltung mit Grußworten von Magnifizenz Udo Sträter und Bürgermeister Herrn Egbert Geier. Musikalische Untermalung durch das Quintett Momento Musicale, Moderation Petra Sitte.
  • Anschließend eine Rede zum 80. JT der Bücherverbrennung. Es spricht Reinhardt O. Cornelius-Hahn, Leiter des Projekte-Verlag Cornelius. Und ein Interview mit Dr. Henrik Eberle
  • 18.30 Szenische Lesung. Gelesen werden Auszüge aus den Werken geächteter AutorInnen.
  • 20.30 Projektion von Originalbildern und Filmdokumenten mit musikalischer Begleitung
Hintergrund
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ (Zitat aus der Tragödie Almansor von Heinrich Heine). Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 erfolgte zur Festigung der Macht der Nationalsozialisten wenig später die sogenannte „Gleichschaltung“ aller Bereiche des öffentlichen Lebens. Ab Mitte Februar 1933 wurden Schulbüchereien nach geschichtlich nicht geeigneten Werken durchgesehen. Im März folgt die groß angelegte Säuberungsaktion „Wider den undeutschen Geist!“ Im April ist in der Mitteldeutschen Nationalzeitung zu lesen, dass die deutsche Studentenschaft vom 12. April bis 10. Mai einen „Aufklärungsfeldzug wider den undeutschen Geist“ veranstaltet. Auf öffentlichen Anschlägen wird in 12 Thesen der treibende Geist dokumentiert.
Die braune Studentenschaft in Halle geht zunächst aktionistisch und hysterisch vor, ändert später jedoch ihre Taktik. Studierende befragen Buchhändler und Bibliothekare, welche Bücher jüdischer, marxistischer und sonst „volkszersetzender“ Autoren am meisten gekauft bzw. ausgeliehen werden. Das „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ verteilt etwa zur gleichen Zeit eine in Berlin entstandene Liste an die Studentenschaft der Hochschulen. Diese aus Berlin stammende Liste wird in Halle durch die des Umfrageergebnisses ergänzt, so dass der „vorläufige Hallesche Generalindex“ schließlich 140 AutorInnen umfasst. Auf der Berliner Liste fehlen u. a. Heinrich Heine, Klabund, Frank Wedekind, Albert Einstein, Carl Zuckermayer und Friedrich Hollaender. Am 10. Mai 1933 findet in Berlin die zentrale Bücherverbrennung statt. Zwei Tage später, am 12. Mai, folgte man in Halle dem Berliner Vorbild und verbrannte die Schriften jüdischer, marxistischer und anderer unliebsamer Autoren. Am 23. Mai 1933 kann man in einer Zeitung lesen, dass 20 hallesche studentische Verbindungen geschlossen der NSDAP beigetreten waren.

Ausschlussklausel:
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechten Parteien und Organisationen angehören, der rechtsradikalen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen. Das gilt ebenso für Personen, die (eindeutige) rechtsradikale Symbolik und Bekleidungsmarken zur Schau stellen, insbesondere auch für die Modemarke Thor Steinar.



Plakat Gedenkveranstaltung (.pdf)
Infos Gedenken Bücherverbrennung (pdf)

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